Laszlo Szabo


Das plastische Werk

Intentionen, philosophisches Konzept und Umsetzung in skulpturale Formgestaltungen

"Musik für die Augen, Nahrung für die Seele", Inhalte, mit bildhauerischem Können in Formen ausgedrückt, in Stein gehauen oder im Bronzeguß verewigt!

Das philosophische Konzept Laszlo Szabos ist es, die Verehrung der Natur und des Lebens zum Ausdruck zu bringen. Das Visuelle, die Form, das Aufnehmen der Formschönheit mit den Augen, faszinierte ihn.

Auch erblindete Menschen, die Formen mit den Händen erfühlen, setzen sie in ihrem Geist visuell um.

Der schaffende Künstler glaubt an das Leben und daran, daß es eine stetige Weiterentwicklung des Menschen gibt, zu der er seinen Teil beiträgt durch die Schaffung künstlerischer Werke.

Auch der Betrachter entwickelt beim Betrachten eines Kunstwerkes seine visuellen Fähigkeiten. Auch das Anschauen beinhaltet seelisches Erleben.

Qualitäten wie Bedachtsamkeit, Ausdauer oder sogar Kühnheit sind hierbei von großem Vorteil und können durch Kunst entwickelt werden.

Künstlerischer Umgang kann auch das Bedürfnis nach Harmonie wachsen lassen, ein eigensinniger Mensch kann anpassungsfähiger werden durch die Gestaltung mit Tonerde.

Letztlich dient es uns zur Freude. Dinge, die uns erfreuen, geben uns Kraft. Freude läßt uns leben. Sie ist der Stoff, aus dem das Leben ist.

Formen bestehen aus Licht und Schatten.

Durch den Schatten gestalten sich Formen erst dreidimensional. Ohne Schattenbildung wäre alles flach, ohne Raum und Tiefe. Die Perspektive allein bildet keine skulpturalen Formen. Dazu sind Licht und Schatten im Wechselspiel vonnöten.

Das Wesen der Bildhauerei ist also primär die Lichtführung. Um Skulpturen ausdrucksvoll zu gestalten, mu8 der Bildhauer sich vorstellen, wie er Licht und Schatten optimal zur Geltung bringt.

Das Wesen der Malerei hingegen ist primär die Farbgestaltung. Formen können zugunsten der Farbgestaltung vereinfacht werden.

Laszlo Szabo wollte nicht die Natur abbilden, wie dies in der klassischen Bildhauerei immer wieder geschehen ist, nicht nach der Natur arbeiten, sondern selbst gestaltbildend schöpferisch tätig sein, wie die Natur neue Formen erschaffen, wie es sie in der Natur so noch nicht gibt.

Für Laszlo Szabo ist nicht alles, was sich uns visuell darstellt, Kunst. Für ihn ist Kunst eine Frage des Glaubens.

Für das menschliche Erkennen gibt es zwei Ebenen: zum einen das intellektuelle Erkennen oder die Logik, zum andern das intuitive Erkennen, das der Mensch erlangen kann, indem er über die Dinge nachdenkt, ja nachsinnt und dann die Antwort aus seinem Innern kommen läßt. "Der Verstand kann eindringen, kann sammeln, ordnen, klären, aber der letzte Sinn muß sich uns erschlie8en, ist nur passiv erfahrbar und wird zu einer unmittelbaren Gewißheit, die sich logisch nicht mehr belegen lä8t."

"Kunst ist keine Illustration der Gegenwart. Die Welt, in der wir leben, zu illustrieren, ist gar keine Hilfe für etwas", sagt Szabo. "Das ist schon vorhanden. Kunst ist Schöpfung. Und Schöpfung ist, dem größten Bedarf zu dienen, die größte Lücke auszufüllen. Und wegen dieser wesentlichen Sache herrscht große Verwirrung. Hören Sie! Die Kunst liegt tief unter der Oberfläche.

Die Kunst liegt in der Mitte. Unter der Farbe, unter der Form, in der Auffassung des Künstlers von der Welt, in seiner Auffassung von der Zukunft des Menschen."

Laszlo Szabo nimmt die Asche mit zwei Fingern aus dem Aschenbechern und streut sie auf den Tisch. "Sie verteilt sich wie Sternbilder sagt er. "Das ist das Gesetz des Materials. Das ist der große Rhythmus."

"Er ist eine farbenreiche Gestalt, nach der man sich umdreht. Mit Rasputin-Haaren, geflochtenem Bart und Pelzmütze und mit knisternden Augen, die abwechselnd lustig funkeln oder sich intensiv in den eigenen Blick bohren, je nachdem worüber man mit ihm spricht", schreibt die Kopenhagener Zeitung Berl. Aftenavis in einem Artikel über eine Ausstellung L. Szabos in Kopenhagen.

Mit starker Gefühlskraft fand er Formen zu folgenden Themen: "Sonnensymbol, Strahlendes Leben, Quellenkönigin, Lebensflamme, Sonne, Pflanzenrhythmus, Wachstumssymbol, Urtier, Seele der Berge, Morgendämmerung, Lebensbaum, Fruchtbarkeit, Feuervogel, Familie, Die Unzertrennbaren, Symbole, Muschel, Kathedrale, Symbol des Lebens als Relief sowie Relief Inniges Verbundensein" und andere.

"Alle große Architektur und große Kunst ernähren sich aus den Kräften des Kosmos. Kunst und Architektur erhalten ihre Kraft aus der Leidenschaft zu den Naturelementen", sagt Szabo. Weiter führt er aus, daß der Kosmos die ordnende Kraft der Welt sei, dessen Hand sichtbar ist in den Zeichen des Windes im Sand, in denen der Wind seine Seele offenbare.

Le Corbusier besuchte ihn in seinem Atelier und sah hier die kurvig schwingenden Wände, die ihn zum Bau der Wallfahrtskirche von Ronchamp inspirierten. (Vorher baute er kubisch klare Wohnhäuser aus Stahlbeton.)

"Skulptur ist ein Rhythmus wie Musik", führt Szabo weiter aus, "visueller Rhythmus ist das gleiche wie Musik. Du hörst ihn nicht mit den Ohren, sondern siehst ihn mit den Augen. Leere ist wie Stille. Dinge geschehen zwischen den Formen, wie eine Symphony. Wir sind fähig, es zu fühlen. Die Formen erschaffen in uns eine Stimmung, die uns sagt, daß wir in Kontakt mit kosmischen Kräften sind."

Für Szabo hat der Kontakt mit kosmischen Kräften etwas mit Liebe zu tun. Er sagt, daß es einen Unterschied gibt zwischen einer Kultur und einer Zivilisation. Er spricht von einer Kultur,, wenn die Seelen der Bevölkerung an sehr hohen Werten interessiert sind, die über die Seele empfangen werden. Durch diese Werte kommunizieren die Menschen miteinander und mit dem Kosmos. Sie sind eng miteinander verbunden und haben keine materiellen Interessen, und sie können sich erneuern durch das Gefühl der Gemeinschaft zueinander und zu den Naturelementen."

Die Magie, an die Szabo denkt, wenn er von der magisch-religiösen Kultiviertheit der Kunst der Inkas, der Ureinwohner Südamerikas, und der Mayas, der Ureinwohner Mexikos, sowie der Inder, Ägypter und Mesopotamier spricht, hat ihren Ursprung in dem engen Kontakt der Naturvölker zu kosmischen Kräften der Natur und in den liebe- vollen Begegnungen der Seelen zueinander in dem Bewußtsein, da8 sie alle aus der gleichen Quelle kamen und von ihr genährt und am Leben erhalten werden.

Die Natur zu studieren, fühlte er, ist etwas anderes als nur ihre Formen zu kopieren. Es ist eine Art Suche nach dem Paradies, danach zu trachten, sich für kosmische Kräfte zu öffnen" sie in sich auf- zunehmen und unter ihrer Mitwirkung selbst zum Schöpfer zu werden. Indem sich der Künstler geistig und gefühlsmäßig auf ein Thema einläßt, aktiviert er die künstlerischen Gestaltkräfte, die gewissermaßen aus ihm herausfließen, um sich in irdener Materie visuell zu gestalten.

Laszlo Szabo bändigte die Vielfalt organischer Formmöglichkeiten durch sein künstlerisches Können, und so entstanden sinnvolle, harmonische, bedeutsame Skulpturen, deren Anblick Musik für die Augen, Nahrung für die Seele ist.

Und Zivilisation? Szabo sagt, Zivilisation orientiere sich nicht an höheren Werten, sondern sorge vielmehr durch eine hochentwickelte Technik für Komfort und Bequemlichkeit, was nicht ausschließt, daß es nicht auch Individuen gibt, die sich an höheren Werten orientieren.

Das Bewußtsein, daß wir alle aus der gleichen Seinsquelle kommen, daß es deshalb wichtig ist, einander liebevoll zu begegnen, und daß es dem Einzelnen gut geht, wenn es Allen gut geht, ist in den Zivilisationen stark zurückgedrängt worden und sollte wieder gelehrt werden.

Die kosmischen Kräfte der Natur können uns dabei helfen, dieses Bewußtsein wieder zu entwickeln, in ihnen die göttliche Liebe zu spüren, die den Kosmos als eine Einheit erschuf.
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