Urlaubsprospekte
oder Postkarten nimmt Sigrid Nienstedt als Vorlagen für ihre befremdende
Malerei der leeren Strände, der einsamen Schiffe und nächtlichen Stadtsilhouetten:
„Ich lasse mich gern von schönen Fotografien verführen", gesteht die
Künstlerin, „und verwandle sie in eine andere, tiefere Schönheit, in
innere Landschaften mit einem Ausdruck, den die Fotografie so nicht
leisten kann."
Bildmanipulationen, die für die elektronischen Medien erarbeitet worden
sind und längst unsere Sehgewohnheiten beeinflußt haben, etwa eine unnatürliche
Farbigkeit, betrachtet die Malerin als dazugewonnene Möglichkeiten und
Freiheiten ihres Metiers. Von Details und topografischen Hinweisen entrümpelt,
changieren ihre Bilder zwischen abstraktem Gefüge und gegenständlichen
Versatzstücken; sie verzahnen reine Malerei mit emotionsgelade- nen
Metaphern wie Sandstrand und Palmen, glühende Sonnenuntergänge und schäumende
Meeresbrandung. Der Vorwurf, Kitsch zu produzieren, bringt Sigrid Nienstedt
nicht aus der Fassung: „Die Behauptung >Das Darf man nicht< ist in der
Kunst doch absurd."