Kurt Buchwald


Beim Gewahrwerden der gezeigten Werke des Fotokünstlers Kurt Buchwald müssen wir die andere Seite seines Schaffens stets mitdenken. Kürzlich jährte sich zum zehnten Male der Beginn seiner, inzwischen weltweit durchgeführten Aktion „Fotografieren verboten!". Zum einen mittels eben dieses ausgesprochenen Bildverbots an touristischen Bilderstätten und zum anderen mittels seiner Arbeit mit Scheiben und vorgeschalteten Blenden – der Motivstörung also -, befragt Kurt Buchwald sehr präzise die Notwendigkeit der Bilderproduktion. Und doch kann und will er der Schizophrenie nicht entrinnen, denn benötigt Fotografien zur Dokumentation seiner Aktionen1 ebenso, wie als Lebenselexier. Insofern versucht der Künstler den Widerspruch zwischen dem männlichen Prinzip, auf die Innenbilder zu hören, produktiv in der Schwebe zu halten. Bilder entspringen also immer auch aus partiellem Bildverzicht. Hierbei erlangt der Fotoaktionist Buchwald manchmal geradezu klassisch zu nennende Positionen. Ja, es gelingen ihm mittels inszenatorischer Beleuchtungseffekte und Präsentation regelrechte Zeitikonen: „Im Angesicht" (1996/98). Demonstrativ entblößt der Fotograf uns Zeitgenossen eine Schattenseite unseres Selbst. Die jüngere Arbeit „Heil Deutschland. Mecklenburg-Vorpommern. Februar 1998" agiert mit dem Pathos der Fotowerbetafel. Bewußt findet der Digitaldruck Einsatz, damit die Sprödigkeit jenes Stadt- raum-Mediums deutlich wird. Was der Künstler als Tableau von Landschaftsaufnahmen vorgibt, zeigt sich bei genauerem Hinsehen als teils sarkastische, teils ironische Symbolbildung. Militante Assoziationen zum rechten Konfliktpotential in unserem Land liegen offen zutage.

1 Vergleiche Materialsammlung: [Kurt Buchwald] Amt für Wahrnehmungsstörung. Hermann Busch Verlag, Bielefeld, 1998